Wer wie ich ein Mittelalter-Fan ist, verwinkelte Altstadtgassen und romantisches Flair liebt, für den ist Brügge ein absolutes Muss.

Doch die Kleinstadt lockt nicht nur mit beeindruckender mittelalterlicher Architektur: Auch Schokoladenfans und Bierliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten.

Sicht vom Rozenhoedkaai

Reisezeit

Ich wollte die Stadt nicht im Hochsommer bereisen, wenn sich Touristenmassen durch die Gassen schieben und zahlreiche Ausflugsboote auf den kleinen Kanälen unterwegs sind. Kalte, sonnige Wintertage in der Nebensaison und ein romantisches Hotel mit Kamin sind da eher nach meinem Geschmack.

Von Frankfurt aus ging es über die A3 Richtung Köln, die A4 Richtung Aachen, kurz durch Holland hindurch und an Brüssel vorbei: die knapp 500km waren in 5 Stunden gut mit dem Auto zu bewältigen – für ein langes Wochenende ideal.

Unterkunft in Brügge

Wir haben 3 Übernachtungen im Grand Hotel du Sablon gebucht und können euch dieses Hotel wärmstens empfehlen. Das Interior spiegelt den verträumten Charme der Stadt wider.

Ein paar 100m vom Hotel entfernt, im Parkhaus Zilverpand, könnt ihr euer Auto für € 8,70 / 24h parken, auch ein Supermarkt ist um die Ecke. Das Hotel stellt den ganzen Tag über Tee und Kaffee, nachmittags auch süße Stückchen bereit und abends könnt ihr gemütlich am Kamin entspannen.

Ein Spaziergang

Da sich das Grand Hotel du Sablon in der Kopstraat befindet, hat uns unser Spaziergang am Eiermarkt vorbei erst einmal Richtung Marktplatz geführt. Der Grote Markt ist der bekannteste Platz in Brügge. Die wunderschönen Giebelhäuser, der prachtvolle Provinzialpalast und der hohe Belfried schaffen ein stimmungsvolles Ambiente.

Grote Markt in Brügge

Wer Lust hat, kann vom Marktplatz aus eine Kutschfahrt unternehmen, wer hoch hinaus will, erklimmt die 366 Stufen des 83m hohen Belfried und genießt die tolle Aussicht.

Auch hier hat sich gezeigt, dass ein Besuch in der Nebensaison seine Vorteile hat: da die Anzahl der Personen, die gleichzeitig den Turm besteigen können, aus Sicherheitsgründen begrenzt ist, mußten wir bei unserem Besuch im Januar nicht einmal 5 Minuten warten. Der Eintritt kostet pro Person € 12.

Unser Spaziergang führte uns weiter vom Grote Markt über den Burgplatz, die Blinde Ezelstraat entlang zum Rozenhoedkaai, einem beliebten Fotospot in Brügge. Hier habt ihr einen einmaligen Blick auf den Kanal, die Giebelhäuser und den Belfried im Hintergrund.

Wir sind dem Verlauf des Kanals in Richtung Liebfrauenkirche gefolgt. Bei blauem Himmel und Sonnenschein sind die Spiegelungen der Giebelhäuser im Wasser wirklich wunderschön.

Romantisches Flair an einem Kanal in Brügge

Zwischen Liebfrauenkirche und Groeningemuseum befindet sich die Bonifaciusbrug, ein weiteres beliebtes Fotomotiv. Uns hat die Geocaching App hierher gelockt: Da die Brücke auch „Pont d’Amour“ genannt wird, verlangt der Owner eines virtuellen Geocaches nach einem Foto auf der Brücke, das zeigen soll, wieviel man einander bedeutet. Küsschen!

Süße Versuchungen

Beim Bummel durch die Gassen entsteht das Gefühl, dass in jedem zweiten Geschäft Schokolade verkauft wird. Ich würde wirklich gern wissen, wieviele Schoko-Läden da insgesamt ihre Trüffeln, Schoko-Muscheln, Pralinen und Schokotafeln anbieten. Man kommt sich vor wie im Schlaraffenland.

Für einen Boxenstop am Nachmittag können wir euch „De Proeverie“ empfehlen, ein Café in der Katelijnestraat. Charmante Inneneinrichtung, prasselndes Kaminfeuer, freundlicher Service. Zum Kaffee wird extra Sahne gereicht sowie ein paar Pralinen, die man im eigenen Shop gegenüber verkauft.

Bierkultur

Laut Wikipedia gibt es mehr als 1.000 belgische Biervarianten, womit das belgische Bier zu einem der sortenreichsten der Welt gehört. Klar, dass wir da in zwei Tagen nicht alle ausprobieren konnten. Wir haben uns in einem Supermarkt mit ein paar Flaschen eingedeckt, um daheim ausgiebig verkosten zu können. Das Grimbergen Blonde ist unser bisheriger Favourit.

Wer sich für die belgische Braukunst interessiert, besucht die Brauerei De Halve Maan. Hier wird die jahrhundertealte Tradition des Bierbrauens in einem Museum dargestellt. Ein Besuch kostet € 10 pro Person.

Bierbrauerei De Halve Maan

Südlicher Stadtteil

Unser Spaziergang führte uns an der Brauerei vorbei zum Beginenhof, der heute einer Gemeinschaft von Benediktinerinnen als Kloster dient. Der Hof ist ein ruhiger Ort und die schlichte harmonische Architektur wirklich sehenswert. Bei unserem Besuch im Januar blühten auf den Wiesen im Innenhof bereits die ersten Narzissen.

Beginenhof in Brügge

Den Abschluss unseres Rundgangs durch die Innenstadt von Brügge bildete der Minnewaterpark, der seinen Namen vom Minnewasser hat, einem kleinen von Bäumen umgebenen See. Hier kann man sich auf einer der vielen Parkbänke niederlassen und die entspannte Atmosphäre genießen.

Fototipp

Eine mittelalterliche Stadt wie Brügge muß man natürlich auch bei Nacht gesehen haben. Schlendert durch die romantischen Altstadtgassen und lasst euch vom Anblick der beleuchteten Giebelhäuser und den Reflexionen auf dem Wasser verzaubern.

Altstadt von Brügge bei Nacht

Kulturtipp

Wir waren ziemlich überrascht, als wir kurz nach unserer Ankunft in Brügge von „Wintervonken“ erfuhren, einem großartigen Spektakel aus Licht, Gesang, Tanz und Musik, das ausgerechnet während unseres zweitägigen Aufenthalts auf dem Burgplatz stattfinden sollte. Dieses wirklich spektakuläre Event ist eine visuelle Erzählung über die Liebe, das Zusammensein in dunklen Tagen, über Engel, die zwischen Himmel und Erde balancieren. Absolutes Highlight unseres Brügge-Besuchs!

Ich habe im Internet leider keinen deutschsprachigen Beitrag gefunden, aber wenn ihr für Januar / Februar einen Kurztrip nach Brügge plant, dann informiert euch vorher im Netz, ob das Event nicht wieder geplant ist. Das Open Air Theater war kostenlos und dauerte ca. 45 Minuten.

Wintervonken in Brügge

Reisetipp

Ein Kurztripp nach Brügge lässt sich wunderbar mit einem Abstecher nach Gent verbinden. Mit dem Auto seid ihr in einer halben Stunde dort. Wir empfehlen euch das Parkhaus Sint-Michiels, denn von dort seit ihr in weniger als 5 Minuten an der Graslei und dem Korenmarkt.

Sint-Michielsbrug mit Blick Richtung Korenmarkt in Gent

Auch zum Meer benötigt ihr von Brügge aus nur ca. 20 Minuten mit dem Auto. Wir empfehlen euch einen Ausflug nach Blankenberge, wo ihr durch die Fussgängerzone zur Uferpromenade laufen könnt. Auf dem Belgium Pier genießt man bei einer Tasse Kaffee und leckeren belgischen Waffeln den Ausblick auf Strand und Meer.

Wichtiger Hinweis: Wenn ihr Brügge an einem Samstag mit dem Auto verlasst, kommt ihr nicht mehr so ohne Weiteres wieder hinein. Die Stadt wird Samstags aufgrund des hohen Andrangs an einkaufshungrigen Belgiern für den Autoverkehr dichtgemacht, so dass ihr große Schwierigkeiten habt, einen Parkplatz zu bekommen. Wir konnten zwar das Parkhaus Zilverpand nicht mehr erreichen, hatten aber im Parkhaus in der Katelijnestraat neben dem Novotel Glück.

Belgium Pier in Blankenberge